Sanierung und Stauraumkanal, Wilhelmshaven

Die Technischen Betriebe Wilhelmshaven beabsichtigen die Sanierung des Rathausviertels. Der von Lindschulte erarbeitete Generalentwässerungsplan sieht zur Entlastung des Mischwassersystems im Bereich der Mitscherlichstraße einen Stauraumkanal vor. Aufgrund der relativ geringen Trockenwetterabflüsse und dem geringen Sohlgefälle wurde der Stauraumkanal als Drachenprofil DN 1500 hergestellt.

Facts & Figures

Fertigstellung

2017

Leistungen

Gesamtlänge ca. 340 m, MW Kanal DN1000 340 m, Stellplätze 30, Bushaltestelle 1

Bauherr

Technische Betriebe Wilhelmshaven

Generalentwässerungsplan

Die sanierungsbedürftige Mitscherlichstraße ist der erste Teilabschnitt der Sanierung des Rathausviertels. Bei der Planung der Verkehrsflächen waren zahlreiche Zwangs- und Kreuzungspunkte im innerstätischen Bereich zu berücksichtigen. Die zukunftsorientierte, dreidimensionale Kanalplanung umfasste umfangreiche Analysen der Materialwahl sowie stetige Abstimmungen mit Trägern öffentlicher Belange, um selbst unter engsten Bedingungen die Kollisionsfreiheit sicherstellen zu können.

Sanierung der Mischwasserkanalisation

Leicht zu verlegen, wirtschaftlich einsetzbar und größtmögliche Stabilität bei vergleichsweise geringer Wandstärke – das waren die Parameter, die bei der Auswahl des am besten geeigneten Werkstoffes für die Sanierung der Mischwasserkanalisation in der Mitscherlichstraße in Wilhelmshaven den Ausschlag gaben. Entsprechend den Planungsvorgaben von Lindschulte kam eine Ausführung mit profilierter Sohle im Drachenprofil in der Nennweite DN 1500 zum Einsatz. Die 3 m langen Rohre verfügen über eine Nennsteifigkeit von SN 10.000 und wurden im Werk mit einer Nummerierung versehen, die der STRABAG AG, Direktion Nordwest, Bereich Weser-Ems, Gruppe Wilhelmshaven, die Verlegung und die Berücksichtigung verschiedenster Anschlusssituationen erleichterte.

Hausanschlussleitungen und Schachtbauwerke

Im April 2017 begannen die Sanierungsarbeiten zwischen der Bremer Straße und der Bismarckstraße. Auf einer Gesamtlänge von etwa 320 Meter wurden der Mischwasserkanal und die Hausanschlussleitungen erneuert, zudem fünf große Schachtbauwerke in diesem Bereich neu gesetzt. Im ersten Bauabschnitt wurden auf einem rund 160 m langen Teilstück zwischen Bremer Straße und Rüstringer Straße die ersten Flowtite GFK-Rohre verlegt. Die Erweiterung des Kanalquerschnittes von DN 700 auf eine Nennweite von DN 1500 trägt laut Dipl.-Ing. Sven Hörmann, Lindschulte Ingenieurgesellschaft mbH, Nordhorn, zu einer hydraulischen Verbesserung im Rathausviertel bei. Hier handelt es sich um einen der neuralgischen Punkte in der ca. 520 km langen Wilhelmshavener Kanalisation, die durch ein Trennsystem in den nördlichen Stadteilen und einer historisch gewachsenen Mischwasserkanalisation in den südlichen Stadtteilen gekennzeichnet ist. „Teilweise sind die Abwasserkanäle mehr als 100 Jahre alt und weisen einen entsprechenden Abnutzungsgrad mit den typischen Schadensbildern auf“, erklärt Hörmann. „Hinzu kommt, dass die Haltungen für heutige Verhältnisse unterdimensioniert sind und deshalb Starkregenereignissen wie dem im Sommer 2015 mit mehr als 70 Liter Niederschlag pro Quadratmeter nicht gewachsen sind.“

Hydraulische Engstellen

Hydraulische Engstellen wie diese wurden im Rahmen des Generalentwässerungsplan durch Lindschulte ermittelt. Insbesondere Leitungsabschnitte mit relativ hoher Überstauhäufigkeit wie die Mitscherlichstraße werden auf Basis der Bemessung und Berechnung der Niederschläge über einen Zeitraum von mehreren Jahren sukzessive saniert. Hierbei gibt es einige Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Unter anderem das geringe Gefälle. Da das Stadtgebiet kaum über natürliches Gefälle verfügt, wird das Schmutzwasser über ein Freigefälle-Kanalnetz den rund 60 Pumpwerken im Abwassersystem zugeführt und dann über Druckrohrleitungen zur Zentralkläranlage gepumpt.

GFK-Rohre mit Drachenprofil

Zur Verbesserung des Trockenwetterabflusses wurden die ausgewählten GFK-Rohre ebenso wie die GFK-Schächte mit einem Drachenprofil ausgestattet. Die Profilierung trägt dazu bei, dass Feststoffe auch bei geringen Abflussmengen befördert werden und eine mögliche Geruchsbelästigung weitestgehend vermieden wird. „Auch aufgrund der guten Fließeigenschaften und der guten Hydraulik ist der Werkstoff deshalb für einen Einsatz unter diesen Rahmenbedingungen besonders geeignet“, erklärt Bauleiter, Jan-Markus Müller, Lindschulte Aurich. „Das leichte Gewicht der Rohre hat zudem bei eingeschränkten Arbeitsräumen Vorteile, ebenso wie bei geringen Lagerkapazitäten.“ Das machte sich auch in der Innenstadtlage in Wilhelmshaven positiv bemerkbar, da der Verkehr – insbesondere die Rettungsdienste – nicht behindert werden durften. Auf der anderen Seite überzeugen die Rohre mit ihrer Stabilität. Ein Umstand, der insbesondere in der Mitscherlichstraße zum Tragen kam, da die Überdeckung in einigen Bereichen gerade einmal 63 cm beträgt. „Damit bewegt man sich in einem Bereich, der den frostsicheren Straßenaufbau tangiert“, verdeutlicht Müller. Die GFK-Rohre mit einer Wandstärke von unter 30 mm waren deshalb besonders geeignet, während Rohre aus anderen Werkstoffen aufgrund einer deutlich höheren Wandstärke bis an die Schottertragschicht gereicht hätten.