Umgestaltung des ZOB in Mönchengladbach

Lindschulte gestaltet ZOB Europaplatz um

Im Jahr 2017 wurde für das „Haus Westland“ am ZOB Europaplatz ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt, dessen Ziel es war, das fast leerstehende Gebäude durch einen Neubau zu ersetzen. Der städtebauliche Siegerentwurf sieht eine Vergrößerung der Wettbewerbsfläche vor, sodass für den zu planenden ZOB nur noch etwa 2/3 der Fläche zur Verfügung stehen wird. Um den Anforderungen des ZOB weiterhin gerecht zu werden, wurden in verschiedenen Planungsschritten Lösungen für den Neubau als auch für provisorische Zwischenlösungen erarbeitet. Weiterhin ist die Umlegung des vorhandenen Mischwasserkanals erforderlich, um die bisherige ZOB-Fläche für den städtebaulichen Entwurf vorzubereiten.

«Großprojekte, wie der neue ZOB in Mönchengladbach, stellen immer wieder eine besondere Herausforderung hinsichtlich der Koordination aller Beteiligten dar. Insbesondere die ständige Aufrechterhaltung des Busverkehrs während der Bauphase bedarf einer detaillierten Planung der Bauphasen sowie die fachübergreifende Betrachtung der einzelnen Bauabläufe.»
Thomas Schaller, Geschäftsführer und Projektleiter bei Lindschulte Düsseldorf

Machbarkeitsstudie

Aufgrund der verringerten Flächenverfügbarkeit auf dem Europaplatz wurde eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, in der zwei Potentialflächen miteinander verglichen werden sollten. Hierfür wurden die Entfernungen im Fuß- und Radverkehr, die Leistungsfähigkeiten der umliegenden Knotenpunkte nach ggf. Umlegung des ÖPNV-Liniennetzes sowie mögliche Verlustzeiten einzelner Buslinien ausgewiesen. Anschließend wurden beide Flächen mit Hilfe einer Bewertungsmatrix gegeneinander abgewogen: Eine Variantenuntersuchung sollte fortan auf der Fläche des Europaplatzes durchgeführt werden.

Mit Hilfe eines Baukastensystems wurden für die auf dem Europaplatz zu beplanenden Flächen verschiedene Anordnungen von den benötigten Bussteigen unter Berücksichtigung der Belange des Fuß- und Radverkehrs geprüft und eine Vorzugsvariante entwickelt. Im Rahmen der Vorbereitung für den Einplanungsantrag wurde die Vorzugsvariante in Leistungsphase 2 überführt und mit einer Kostenschätzung belegt. Weiterhin wurden erste Bauphasenpläne entwickelt.

Objektplanung Verkehrsanlagen für einen provisorischen ZOB

Um den ZOB-Betrieb auch während des Umbaus weiterhin gewährleisten zu können, suchte Lindschulte in einer weiteren Untersuchung nach provisorischen Lösungen. Hierzu wurden verschiedenen Standorte miteinander verglichen (Flächenverfügbarkeit, Wegeveränderungen im ÖPNV, Wegelängen im Fußverkehr bzw. Gewährleistung von Umsteigebeziehungen zum Regional- und Fernverkehr). Unter Berücksichtigung der o.g. Faktoren wurde anschließend eine Variante entwickelt, die den provisorischen ZOB in den angrenzenden Straßenräumen des Europaplatzes vorsieht.

Bei der Errichtung der provisorischen Haltestellen war stets die Ausarbeitung als barrierefreie Haltestelle gemäß Anforderungen aus dem Behindertengleichstellungsgesetz und dem Personenbeförderungsgesetz relevant.

Die Planung erfolgte somit mit Einbezug eines taktilen Leitsystems, der Anpassung der Borde mittels Busborde und der Übernahme der bestehenden dynamischen Fahrgastinformation. Bautechnisch musste beachtet werden, dass während des gesamten Umbaus der laufende Betrieb aufrecht erhalten bleibt.

Erarbeitung eines Betriebskonzeptes

Durch die Reduzierung der ZOB-Fläche wurde in einer nächsten Untersuchung ein Betriebskonzept für den neuen ZOB erarbeitet. Dabei wurden Ziele wie z. B. Stadtteile an nebeneinander liegenden Bussteigen angeordnet, um eine einfache Orientierung für die ÖPNV Nutzenenden zu schaffen.

Das Ergebnis wurde mit Hilfe einer Mikrosimulation dargestellt und veranschaulicht einen reibungslosen Ablauf der ankommenden und abfahrenden Busse. Hierbei wurden auch mögliche Potentiale getestet und der Betrieb mit den Fußgängerströmen am ZOB überlagert.

Objektplanung Verkehrsanlagen für den neuen ZOB

Auch der Neubau des ZOB musste unter Beibehalt des laufenden Betriebes geplant werden. Hierbei konnten bestehende Achsen des jetzigen ZOB übernommen werden, bis parallele Achsen des Neubaus diese Funktion übernehmen können. Wichtige städtebauliche Achsen wurden in die Planung integriert und hervorgehoben. Um den ÖPNV in seiner Bedeutung zu stärken, den ZOB sicherer zu machen und den betrieblichen Ablauf zu stärken, wurde der MIV aus dem Kernbereich des ZOB herausgenommen. Der rein durch Busse, Radfahrer und Fußgänger genutzte ZOB wird frei von Lichtsignalanlagen geplant und über ein einheitliches Leitsystem werden alle Haltestellen mit einer dynamischen Fahrgastinformation ausgestattet. Zur Sicherstellung der Barrierefreiheit werden Buskapsteine ausgebildet. Der neue ZOB weist als Hauptelement eine Mittelinsel mit neun Haltestellen in Sägezahnform auf. Umlaufend befinden sich zehn weitere Haltestellen in Sägezahnform, sowie in den angrenzenden Zufahrtbereichen sieben weitere Haltestellen.

Objektplanung Mischwasserkanal

Aufgrund der Überbauung der ursprünglichen nördlichen Grenze des ZOBs durch das Projekt „19 Häuser“ ergibt sich die Notwendigkeit die vorhandene Regenwasserkanalisation (DN1200) vor dem ehemaligen Haus Westland umzulegen. In Abstimmung mit dem Auftraggeber, der NEW AG, wurde eine neue Trasse südlich des ZOBs und nördlich des Hauptbahnhofes erarbeitet. Die neu herzustellende Kanalisation wird als Mischwasserkanalisation gebaut und die vorhandenen Schmutz- und Regenwasserleitungen im Verlauf der Trasse übernommen. In der Hindenburgstraße wurde die neue Mischwasserkanalisation in der Trasse der vorhandenen Regenwasserkanalisation erneuert und am Schachtbauwerk 31737605 an die Bestandskanalisation angeschlossen.

Im Zuge der Maßnahme erfolgt die Erstellung von mehreren Sonderbauwerken zur Übernahme der Bestandkanalisation, sowie zur Überwindung von Höhendifferenzen zwischen der Bestandskanalisation und der neuen Kanalisation mit Hilfe von Abstürzen. Insgesamt wurde in einer Länge von 275,30 m die neue Mischwasserkanalisation erneuert und fünf Sonderbauwerke zur Übernahme der Leitungen hergestellt.

Heutiger Zustand und Ausblick

Die Baumaßnahmen für die Umverlegung des Mischwasserkanals wurden zum Jahresende 2021 abgeschlossen, so dass Anfang 2022 der Bau des Provisoriums starten konnte. Nach Inbetriebnahme des provisorischen ZOBs etwa Mitte 2022 kann dann das Haus Westland und die Anlagen des vorhandenen ZOBs zurückgebaut werden. Darauf folgend soll mit dem städtebaulichen Projekt 19 Häuser und nahezu zeitgleich mit dem Neubau des ZOBs begonnen werden. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist eine Inbetriebnahme des neuen ZOBs für Ende 2024 vorgesehen.