Es ist einer der größten Entwicklungsschritte am Bau, der an niemanden in der Branche vorbeigehen wird: Building Information Modeling, kurz BIM. Bei Lindschulte befassen wir uns intensiv mit dieser Methode, der dazugehörigen Technologie und den Ergebnissen.

Diplomingenieur Maik Gravelmann, BIM-Manager und Zentralkoordinator Digitalisierung bei Lindschulte erklärt: „Wenn über BIM gesprochen wird, dann gibt es viele unterschiedliche Interpretationen von Inhalt und Umsetzung der Methodik. Wir sprechen in diesem Zusammenhang über den Einsatz von ‚Open-BIM‘ und ‚Closed-BIM‘ im Sinne des BuildingSMART. Es wird ein gemeinsames digitales Abbild eines Gebäudes oder einer Infrastruktur genutzt, um die Planungs- und Realisierungsprozesse zu optimieren und dem Auftraggeber detaillierte Informationen über sein Bauvorhaben liefern zu können; dieses Abbild kann auch für den späteren Betrieb verwendet werden. Das Projekt wird in den verschiedenen Phasen des Planungsprozesses am Bildschirm ‚erbaut‘, so dass am Ende der Planungs- und Bauausführungsphase das Projektinformationsmodell (PIM) als ‚digitaler Zwilling‘ des Gebäudes oder der Infrastruktur vorliegt.“

Maik Gravelmann ist Leiter der Abteilung Bauüberwachung – Ausschreibungsmanagement – Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordination im Hoch- und Industriebau und verantwortet die direkte Anbindung der Bauablaufsimulation (BIM-4D) und des gesamten Kostencontrollings (BIM-5D) an die Objekt- und Fachplanung (BIM-3D), um die gesamte Wertschöpfungskette für Lindschulte und Auftraggeber nutzen zu können. „Wir wurden im Jahr 2012 darauf aufmerksam und konnten erste Pilotprojekte in BIM-3D und BIM-5D realisieren. 2013 fiel dann die Entscheidung, dass alle zukünftigen Projekte mit der BIM-Methodik umgesetzt werden sollten. Seitdem hat sich einiges getan“, so Gravelmann.

Von der Projektentwicklung bis zur Schlüsselübergabe und auf Wunsch darüber hinaus

Mittlerweile werden alle Projekte mittels BIM geplant und realisiert; es dient immer dem Sinn und Zweck, die bereits darauf eingestellten internen Arbeitsprozesse zu nutzen und die Projekte damit maximal wirtschaftlich und effektiv abzuwickeln. BIM erleichtert den Arbeitsalltag von Ingenieuren und Bauherren, weil es die Kommunikation über das Projekt bündelt und alle Beteiligten mit konsistenten Informationen versorgen kann. Gemeinsam entwickeln sie das Modell weiter, Fortschritte werden sichtbar und Ideen greifbar. Von der Vorplanung und Projektentwicklung über Raum- und Flächenmodelle bis zur Gestaltung des Gebäudes vereint das Gesamtmodell alle projektrelevanten Informationen, die im Vorfeld durch die Auftraggeberinformationsanforderungen (AIA) festgelegt wurden. Hierzu können auch Informationen aus der Realisierungsphase gehören, wie beispielsweise die Dokumentation von Abdichtungsebenen, die später nicht mehr einsehbar sind, Mängelberichte, die im Zuge der Realisierung abgestellt wurden, Bautagesberichte, Bewehrungsabnahmen und vieles mehr.

Für die Betriebsphase des Gebäudes wird das Projektinformationsmodell (PIM) kopiert, verschlankt und in das Liegenschaftsinformationsmodell (LIM) umgewandelt. Das LIM enthält nur noch die für den Betrieb notwendigen Informationen. Das PIM verbleibt für etwaige Umbau-, Erweiterungs- und/oder Sanierungsphasen. Die Möglichkeit der mehrdimensionalen Darstellung der Modelle am PC in unterschiedlicher Software und nach Bedarf sogar in Virtual Reality (VR) unterstützt Lindschulte und die Auftraggeber bei Entscheidungsfindungen in Fragen zu Design, Planung, Konstruktion und natürlich auch Terminen und Kosten. Mit Einsatz einer zentralen Datenhaltung (Common Data Environment – CDE) ist es mittlerweile sogar möglich, detaillierte Vorgangs- und Ablaufprotokolle, Versionierungen und ‚Redlinings‘ modellbasiert und -verortet zu archivieren und somit die Entstehungshistorie zu dokumentieren.

Expertise von Lindschulte

Auch intern wird die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit mit BIM vereinfacht. So können die einzelnen Fachabteilungen von Lindschulte gemeinsam an nativen Softwaredaten im ‚Closed-BIM‘ partizipieren oder mittels Common Data Environment über die Schnittstelle im ‚Open-BIM‘ die notwendigen Informationen zur richtigen Zeit zur Verfügung stellen.

„Für uns liegen die Vorteile von BIM, egal in welcher Weise, auf der Hand. Gerade unsere jungen Kollegen finden BIM und dessen Stellenwert bei uns interessant, für einige war dies sogar ein entscheidender Grund bei Lindschulte ihre Karriere zu starten oder weiterzuführen“, berichtet Maik Gravelmann.

Lindschulte steht in engem Kontakt mit namhaften Anbietern für BIM-Software und wirkt somit aktiv an der Verbesserung der Programme mit. „Unser Feedback aus der Anwendersicht ist für die Software-Entwickler hochinteressant, schließlich sind die Nutzer eine maßgebliche Komponente bei der Weiterentwicklung“, führt Gravelmann aus.

Bei aller Automatisierung, technischen Unterstützung und Anwendung der selbigen ist die Fachkompetenz der Projektbeteiligten nach wie vor nicht wegzudenken: „Die Herausforderung ist die Aus- und Weiterbildung aller Mitarbeitenden, um deren Fachkompetenz mit Hilfe von BIM für unsere Auftraggeber voll auszuschöpfen, um die geforderten Ziele zu erreichen und am Markt nicht nur zu bestehen, sondern vorn dabei zu sein“, betont Maik Gravelmann. „Das fachliche Auge darf nicht fehlen, denn die Programmierung der Hilfsmittel und die Überprüfung der Ergebnisse obliegt weiterhin den Experten, wie zum Beispiel bei der Anwendung von geometrischen und inhaltlichen Modellprüfungen.“

Die Zukunft mit BIM

„Für uns ist klar, dass BIM langfristig zum Standard in der Baubranche werden wird“, berichtet der Lindschulte-Fachmann. „Ebenso wichtig und interessant bewerten wir das Thema ‚Lean Construction Management‘ (LCM) in Kombination mit BIM im Rahmen einer hybriden Prozessabwicklung nach der Methodik ‚agil + lean‘. Die Anwendung der zur Verfügung stehenden Methoden und daraus möglichen Kombinationen im gesunden Verhältnis zu den jeweiligen Projektzielen wird Lindschulte ermöglichen, die Entwicklungen am Markt nicht nur zu verfolgen, sondern auch mitzugestalten.“