Die Stadt Düsseldorf plant gemeinsam mit der Rheinbahn AG den zweiten Bauabschnitt der neuen Stadtbahnstrecke U81, welcher vom U-Bahnhof Merkur Spiel-Arena/Messe Nord über den Rhein bis zum Handweiser führen soll. Da mit der Planung und Realisierung tiefgreifende städtebauliche und plangenehmigungsrechtliche Eingriffe verbunden sind, hat die Stadt Düsseldorf in einem einjährigen Bürgerdialog in Veranstaltungen und Workshops passende Vorzugsvarianten erarbeitet, um eine allgemeinverträgliche und akzeptierte Trassenvariante zu finden.
Im Rahmen des Bürgerdialogs begleitete Lindschulte Düsseldorf gemeinsam mit dem Partner ZPP aus Bochum das Verfahren hinsichtlich Stadtbahntrassierung und Ingenieurbauwerken. Eine wesentliche Fragestellung war dabei die Querung des Rheins mittels Brücke und Tunnel. Darüber hinaus war für den zukünftigen Kreuzungsbahnhof Merkur Spiel-Arena/Messe Nord unter Berücksichtigung der geplanten Stadtbahnstrecken U80 / U81 ein Planungskonzept mit einer zusätzlichen Bahnsteigkante als viertes, durchgängiges Gleis zu erarbeiten.
Das grundlegende Ziel: Eine schnelle Anbindung der linksrheinischen Düsseldorfer Stadtteile und der Städte Krefeld, Meerbusch und Neuss an die rechtsrheinischen Bereiche Messe, Bürostandort Airport City/Flughafen, DB Bahnhof Düsseldorf Flughafen und Ratingen. Außerdem mehr Kapazität und Qualität für ein attraktives ÖPNV-Angebot, gleichzeitig weniger CO2-Emissionen durch umweltgerechte Mobilität. Eine Aufgabe mit Charakter – genau passend für Lindschulte.
Planerische Begleitung und Beratung des Bürgerdialoges
Kernaufgabe für das Lindschulte / ZPP-Projektteam war die planerische Begleitung des Bürgerdialoges sowie die Erarbeitung eines Konzeptes für den Kreuzungsbahnhof Merkur Spiel-Arena/Messe. Darin inbegriffen war die Beratung des Auftraggebers bei allen verkehrsplanerischen, ingenieurbautechnischen, trassierungstechnischen, bautechnischen und tragwerksplanerischen Fragestellungen.
Der Bürgerdialog begleitete die politischen Entscheidungsträger sowie die Stadt als Vorhabenträger bei der Planung und Umsetzung. Ergebnisse, Vorschläge und Ideen wurden durch Lindschulte und die verantwortliche Planungsbehörde fachlich geprüft und eingeordnet.
Bürgerinnen und Bürger, Verbände und Interessensgemeinschaften, Wirtschaftsunternehmen und Verwaltung sollten ihre Fachkompetenz, ihr lokales Wissen, Ideen und Vorschläge einbringen.
Im Zuge des Bürgerdialogs wurden alle 53 eingebrachten Varianten inhaltlich nach den oben beschriebenen Kriterien geprüft und über eine Nutzwertanalyse bewertet. Für die final favorisierte Varianten der Rheinquerung wurden umfangreiche Kostenprognosen erstellt.
Der Projektteam prüfte alle Ideen, Vorschläge und Einwände und erarbeitete daraus zwei weiter zu planende Vorzugsvarianten des zweiten Bauabschnitts (Rheinquerung) der neuen Stadtbahnlinie U81. Die Auswahl der Vorzugsvarianten erfolgte anhand einer Bewertungsmatrix, welche zur Entscheidung dem Stadtrat vorgelegt wurde.
Wie wurde bewertet
Zunächst wurden alle Varianten einer grundsätzlichen Eignungsprüfung unterzogen. Damit eine Variante die Eignungsprüfung bestand, muss die Variante alle nachfolgenden K.O.-Kriterien erfüllen:
- Einhaltung definierter Projektrahmenbedingungen
(bspw. Umsetzung der indisponiblen Maßnahme „Rheinquerung, 2. Baustufe U81“ mit den Trassenfixpunkten Merkur Spiel-Arena/Messe Nord – Lörick – Handweiser gem. Nahverkehrsplan der Landeshauptstadt Düsseldorf von 2017) - Technische Machbarkeit
(bspw. Einhaltung von Mindestradien und Maximalsteigungen der Trassierung) - Rechtliche Machbarkeit / Genehmigungsfähigkeit
(bspw. Einhaltung gesetzlicher Vorgaben)
Alle Varianten, welche die Eignungsprüfung bestanden haben, wurden anschließend einer Bewertung anhand der nachfolgenden Bewertungskriterien unterzogen:
- Qualität der Verkehrsanlage
(bspw. Reisezeit, Fahrgastpotenziale, Störanfälligkeit, Trassierungsqualität etc.) - Städtebau
(bspw. Integration der neuen Stadtbahntrasse in vorhandene städtebauliche Strukturen und Freiräume und Auswirkungen der neuen Trasse auf Entwicklungspotenziale) - Umweltbelange
(bspw. menschliche Gesundheit, Tier- und Pflanzenschutz Landschaft, Klima, etc.) - Ausmaß der Eingriffe in bestehende Grundstücke
- Wirtschaftlichkeit
(bspw. Kosten für Investition, Instandhaltung und Betrieb sowie Höhe des Eigenanteils der Stadt Düsseldorf, auch unter Berücksichtigung der Bauzeit) - „Risiken“
(bspw. Akzeptanz / Konfliktpotential privater Betroffener, Konformität / Anerkannte Regeln der Technik, Komplexität Bauzustände, bauzeitlicher Eingriff in den Betriebsablauf Verkehrsnetz, etc.)
Wie geht es weiter?
Als Ergebnis des Bürgerdialoges und der Trassenprüfung wurden zwei favorisierte Varianten der Rheinquerung ausgearbeitet. Diese wurden im Dezember 2021 dem Rat der Stadt Düsseldorf zur Beschlussfassung vorgelegt, welcher die Fortführung der Planung beschlossen und die Verwaltung beauftragt hat, die Vorplanung für beide Varianten durchzuführen sowie eine Kostenschätzung zu erstellen. Im Sommer 2022 wurden die Generalplanerleistungen für diesen Bauabschnitt ausgeschrieben, die Zuschlagserteilung steht noch aus.
Des Weiteren wurde Lindschulte mit der Durchführung der Machbarkeitsstudie für den 4. Bauabschnitt der U81 vom Düsseldorfer Flughafen bis nach Ratingen beauftragt. Hier soll, wie schon beim 2. Bauabschnitt, die bevorzugte Stadtbahntrasse herausgearbeitet werden sowie mögliche Standorte der Haltestellen, einschließlich der Lage der Endhaltestelle.
Zitat: “Eine gute Planung zeichnet sich dadurch aus, den optimalen Kompromiss aus Nutzeranforderungen, Wirtschaftlichkeit und technischen Rahmenbedingungen zu treffen. Hier zeigt sich ein Verfahren wie der Bürgerdialog als die richtige Plattform, die Bedarfe jedes Beteiligten zu erfahren und bei der Entscheidungsfindung zu berücksichtigen. Darüber hinaus wird die interessierte Öffentlichkeit in die Entscheidungsfindung eingebunden, informiert und so eine hoffentlich höchstmögliche Akzeptanz entwickelt.” - Michael Nachtigall, Abteilungsleiter Verkehrsanlagen Schiene und Projektleiter bei Lindschulte Düsseldorf.